Dmitrij von Ziegler

Nachdem im Jahre 1869 die Eisenbahn durch Charkow verlegt wurde, begann man, europäische Maschinen und Technik von den zu damaliger Zeit modernen Fabriken direkt an die Stadt und das Gouvernement zu liefern. Natürlich gerieten die Dampfmaschinen auch schon früher hierher, aber sie wurden im zerlegten Zustand geliefert und vor Ort zusammengebaut und eingerichtet. Ähnliche Mechanismen wurden auch in Charkow hergestellt, aber diese waren 
den europäischen Modellen deutlich unterlegen.
Einer der ersten, der die Situation zu nutzen verstand und die Versorgung von Charkow mit Dampfmaschinen organisierte, war ein Erbadliger aus dem Kreis Walkowskij, ein russifizierter Deutscher und pensionierter Stabskapitän, Dmitrij Dmitriewitsch von Ziegler. Sein Vater, Leutnant Dmitrij Michailowitsch von Ziegler, beschäftigte sich nach seiner Pensionierung mit der Landwirtschaft in seinen Landsgütern Dmitriewka im Kreis Walkowskij und Warwarowka im Kreis Isjumskij des Gouvernements Charkow. Die Güter von Ziegler brachten ihm gutes Geld. In diesen Jahren waren die Hauptgewinnquellen die Wassermühle, die Schnapsbrennerei und die Schenke auf der Poststraße, der Getreideanbau und das Gestüt.
Aber in den Gütern von Ziegler gab es auch Unterschiede - vor allem dank der Tatsache, dass die Siedlung Lewandalowka, die dem Fürst  Schtscherbatow und der Gräfin Dolon gehörte, in der Nähe lag. Sie waren die ersten, die begannen, Dampfmaschinen einzusetzen und ab 1847 sie in den Jahrmärkten in Charkow und auf ihrem Landgut zu verkauften.
  Also lernte Dmitrij von Ziegler die Dampfmaschinen bereits in seinem Elternhaus kennen. Nach seiner Pensionierung beschäftigte er sich, wie die meisten fortgeschrittenen Adligen, aktiv mit den Angelegenheiten vom Semstwo, er war Abgeordneter der Adelsversammlung und verbesserte gleichzeitig das Familienlandgut. Nachdem er ein reiches Erbe erhalten hatte, gründete er die Gesellschaft "Ziegler and Co.", kaufte 1878 bei dem Gouvernementsekretär von Kossart ein Haus in Charkow in der Jekaterinoslawskaja Straße Nr. 9. Auch in dieser Zeit begann er, diesen Hofplatz als Lager für landwirtschaftliche Maschinen und Geräte zu nutzen. Außer Charkow organisierte Ziegler & Co. Lager für landwirtschaftliche Maschinen und Geräte in Kiew, in der Kreschtschatik Straße,  in Riga in der Iswestkowaja  Straße und in Libava in der Alexandrowskaya Straße.
Das Geschäft von Dmitrij von Ziegler stützte sich auf seinen Kenntnissen im Bereich der Dampfmaschinen und der landwirtschaftlichen Geräte. Zum Verkauf wählte er Dampfdrescher und Lokomobile vom englischen Werk „Ruston, Proctor & Co“ sowie Erntemaschinen und Heumäher aus dem amerikanischen Werk „Walter A. Wood“. Hier wurden auch amerikanische Pferderechen, Pferdedrescher, Kornschwingen, Sortiermaschinen, Pferde- und Dampfmühlen hergestellt.
Eines von den Wunderdingen der damaligen Zeit, das Dmitrij von Ziegler im Jahre 1881 nach Charkow brachte, war der Prototyp eines Traktors, und zwar der  Howard¬¬'s Dampfpflug. Diese Maschine ermöglichte es, den Boden in große Tiefe zu pflügen und vergrößerte den Körnerertrag um 20% . Allein die Großgrundbesitzer im Kreis Walkowskij verwendeten 18 Howard's Dampfpflüge, die sie von Ziegler gekauft hatten.
Die Firma „Ziegler & Co.“ existierte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Der Hofplatz in der Jekaterinoslawskaja Straße Nr. 9, in dem sich das Maschinenlager befand, wurde später an den erblichen Ehrenbürger Roman Leonowitsch Rubinstein verkauft. Nachdem die Großhersteller von landwirtschaftlichen Maschinen in Charkow, solche, wie Helferich-Sade, Melgose und Trepke, auf den Markt kamen, konnte Zieglers Firma nicht gegen diese ernsthaften Konkurrenten wetteifern und musste schließen. Aber in den Erinnerungen der Stadtbewohner von Charkow bleiben die Vorführung von Howard's Dampfpflug im Jahre 1881, die verängstigten Pferde und Spießbürger sowie die entzückten Blicke der Landbesitzer, die früher die Leistung ihrer Landgüter in Ochsenpaaren bewertet hatten ...